Lesung am 16.09.2012 vor der Predigt, Martin-Luther-Kirche Remscheid

Ergänzend zum gestern online gestellten Artikel über mein vielfaches, vor allem zeitliches Dilemma, eine große Lesung zu organisieren, in der ich „Niemand“ den Lesern vorstellen kann, möchte ich heute von einer Lesung völlig anderer Art erzählen, bei der ich aber ähnlich organisatorisch tätig war.

So habe ich am gestrigen Sonntag als Teil – passenderweise als kleiner, allerdings nicht roter Legostein – eines großen, erweiterbaren Baus, die Geschichte „Der kleine rote Legostein“ gelesen. Geschrieben habe ich dieses Gleichnis, wie Pfarrerin Harbeck die kurze Geschichte bezeichnete, für eine neue, offene, kreative Form des Gottesdienstes in unserer Gemeinde. Wie ich da rein gerutscht bin, ist eine Geschichte für sich. Ich würde fast sagen, ich bin schlichtweg hängen geblieben, nachdem ich zwei Jahre beim Konfirmandenunterricht mitgeholfen hatte, den mein Sohn besuchte. Auch mein Mann war plötzlich involviert. Zudem ist der Pfarrer der Gemeinde ein Kunde unseres PC&Büro Services. So ergab sich eins nach dem anderen. Wir blieben nach den zwei Jahren. Übrigens nicht nur wir. Aus diesem Konfirmanden-Jahrgang engagieren sich noch andere Mütter, sie haben das Catering für den gestrigen Gottesdienst übernommen. Das  sollte nicht unerwähnt bleiben.

Nun aber zurück zur Entstehung des kleinen roten Legosteins. Ich wusste natürlich nicht, dass ich diese Geschichte schreiben würde, bevor ich das Thema kannte, das grob lautete: Glauben bauen, aufbauen. Aktiv sollte mit Legosteinen gebaut werden, während des Gottesdienstes. Ja, auch die „Großen“.

Brainstorming allein: Zum Thema „Bauen“ fiel mir ziemlich viel ein.

Brainstorming in der Gruppe: Der Titel „Gottesdienst Ma(h)l anders“ war der Vorschlag einer der Catering-Damen. Und alle fanden ihn gut.

Das Schreiben der Geschichte wurde mir zuteil, die von mir auch selbst gelesen werden sollte. Und auch sonst habe ich, gemeinsam mit meinem Mann, vieles gemacht, was auch bei der Planung für eine Lesung anfällt. Also eben alles das, was wir können. So hatte jeder – Pfarrer, Pfarrerin, Ehrenamtler, Mitarbeiter, Chor, Chorleiter etc. – bei diesem Event, das übrigens nicht in der Kirche, sondern im Gemeindehaus stattfand, seinen Part.

Wir kreierten das Logo, schrieben die Liedtexte ab, übersetzen Gospel-Songs und stellten die mediale Präsentation zusammen. Dirk zeichnete die Baupläne für die Legokirchen mit CAD, mehrere Stunden verbrachten wir im Pfarrhaus, bauten Lego-Kirchen, zählten – auf dem Boden sitzend – Legosteine und sortierten diese in Becher. Die Beine sind nicht mehr so beweglich, aber das kindliche Gefühl kehrte für kurze Zeit zurück –  und damit die Lust, aus den Legosteinen ein großes Haus zu bauen. Dafür blieb aber keine Zeit. Denn wir brauchten noch Anhänger mit einem roten Legostein, die als Geschenke für die neuen Konfirmanden und als Erinnerung an diesen ersten und besonderen Gottesdienst dienen sollten. Ich wurde bei einer kreativen, jungen Frau fündig, die Schlüsselanhänger mit einem Legostein über dawanda.de anbot. Wir einigten uns schnell auf einen Preis. Die Zeit drängte. 40 Stück mussten erstellt werden. Legostein-Schlüsselanhänger Handmade in Germany. Sehr cool. (Ich habe auch einen, als Erinnerung an den kleinen roten Legostein.) Wir haben übrigens für lau gearbeitet, geschrieben, gesucht, kontaktiert. Ein Ehrenamt.

Musik, natürlich die Predigt, das Essen, Tische aufstellen und dekorieren etc. Alles, was sonst auch mein Part bei einer Premierenlesung sein muss, haben andere gemacht. Das war schön. Es war ja auch nicht meine Lesung, sondern ein Gottesdienst, bei dem ich zufällig eine Geschichte vorlesen durfte, die aber – und das fand ich sehr rührend, ja das hat mich fast ein bisschen stolz gemacht – der leitende rote Faden … der rote Legostein in diesem Fall … für den gesamten Gottesdienst darstellte. Toll!

Eine sehr interessante Erfahrung.

Der Saal war voll, 150 bis 200 Personen nahmen am ersten „Gottestdienst Ma(h)l anders“ teil und sehr viele blieben zum anschließenden gemeinsamen Mittagessen. Für alle ein Erfolg.

Und allen, die nicht dabei waren, schenke ich die Geschichte „Der kleine rote Legostein“ – als pdf kostenlos zum Herunterladen. Viel Spaß beim Lesen!

Mach es wie die Gebrüder Grimm: Erzähl es weiter.