Wortsalat II
Eine Twitter-Aktion mit Blödsinn-Faktor
Wortsalat II
Eine Twitter-Aktion mit Blödsinn-Faktor
Ideen miteinander verknüpfen, Kreativität (er)leben, Wörter verbinden – auf manchmal experimentelle, manchmal konventionelle Art –, das ist es, was ich an meinem Beruf – meiner Berufung – liebe. Neue Herausforderungen mit Altbewährtem vermischen, einen Text und letztendlich sich selbst neu entdecken, gehört für mich zum Schreiben dazu. Und oft läuft es anderes als geplant, aber das macht es aus.
Als mein neues Buch »Regenbogenläufer – 15 Geschichten für Groß & Klein« erschien, lobte ich eine Verlosung aus. Doch eine Frage beantworten zu lassen oder nur eine E-Mail zu senden, fand ich zu langweilig. Es sollte eine Herausforderung werden – vor allem für mich. Und so bat ich die Teilnehmer, mir ein einziges Wort zuzusenden, aus denen ich eine Geschichte zu schreiben plante. Über 100 Wörter sind so zusammen gekommen und mit »Die Wortsalat-Geschichte I« entstand eine der schrägsten Storys, die ich – abgesehen von meinem sich noch in Arbeit befindlichen Märchen („Niemand“, 2012) – bislang geschrieben hatte.
Die Reaktionen waren positiv und der Spaß beim Schreiben nicht zu unterschätzen.
Kurz darauf erschien »Kardinal Napellus« von Gustav Meyrink, ein phantastisch-okkulter Klassiker, für den ich das Nachwort schreiben durfte. Natürlich sollten wieder ein paar Bücher verlost werden. Gleiches Prinzip – ein Wort einsenden und ein Buch gewinnen. Aber diesmal mussten die Wörter dem Thema entsprechend gruselig sein.
Parallel dazu twitterte ich mit Christian von @xtranews über – ja, was denn eigentlich? Ich weiß es nicht mehr, am Ende kam jedoch ein Deal heraus. Eine Zombiestory für www.xtranews.de
Beides wollte ich miteinander verbinden, doch als ich die Geschichte beendete, stellte ich fest, dass der wachsende Plot mit den eingestreuten Wörtern verschenkt wäre. Ich habe gehadert, mit mir gerangelt, die Story rauf und runter gelesen, doch schließlich war es meine Testleserin, die mir einen Stoß gab und genau das sagte, was ich fühlte. Und so gibt es demnächst eine Zombiegeschichte, die ich später evtl. zu einem Roman ausbauen werde und die zweite Wortsalat-Story – kurz, knapp, mit allen eingesandten Wörtern und der Protagonistin, die in der Zombiestory die Hauptrolle spielen wird:
Angel Amorph legte die Affenpfote zur Seite, die sie für ihr Ritual am Ouija-Brett nicht mehr benötigte und griff nach dem Schrumpfkopf, tauchte ihn in den Lebenssaft eines Teufelstauchers, bestrich das Krähenauge, das sie sich extra von einem Knochenknacker – einem Tierpräparator – besorgen musste, mit Vampirblut und warf es in die grüngallige, grässlich stinkende Lebertran-farbige Suppe. Nebelschwaden stiegen daraus hervor, formten eine Seufzerbrücke im Morgengrauen, nur um sich anschließend in einen Hexenbesen, dann in einen Galgenstrick und in das Eingangsschild eines Ortes mit der Aufschrift „Castle Rock“ zu verwandeln. Der Nebel lichtete sich, zurück blieb ein satanarchäolügenialkohöllisches Resteessen für einen Zombie. Und genau den suchte sie – und zwar einen mit einer Gesichtsbaracke und einem Innereientacker, den er zu häufig verwendete. Aber aufschlussreich war ihre kleine Ein-Mann-Aufführung auf dem unscheinbaren Pseudopodium nicht.
Angel schaltete das Radio an: Volksmusik. Eine Lobotomie konnte nicht viel schlimmer sein als das schaurige Gejammer über sich ergehen zu lassen, und so drückte sie auf Stop. Sie hörte ein qualvolles Miauen. Ihre Werkatze legte ihr einen moderigen Gehirnfresswurm vor die Füße. Gruselguste hatte Hunger und hoffte anscheinend auf einen Deal. Angel öffnete den Kühlschrank und hörte schon das hektische Madenfußtrippeln in den Pappschachteln. Sie griff eine davon und stellte sie der Werkatze hin. Mahlzeit!
Folgende Wörter wurden eingesandt von:
Affenpfote von Annegret Schmid
Amorph von www.daemonen.com
Castle Rock von Heiko Bernhörster
Galgenstrick von Bärbel Riedel
Gehirnfresswurm von Claudia Hoffmann
Gesichtsbaracke von Adam Panknerl
Grässlich von Karl E. Aulbach
Grüngallig von Wolfgang Stichler
Gruselguste von Andrea Niemann
Hexenbesen von Anna Stoehlein
Innereientacker von Jacob W.
Knochenknacker von maxima0815
Krähenauge von Daniela Müller
Lobotomie von Udo Klotz
Lebenssaft von Jörg Könözsi
Lebertran von Kerstin Weinbrenner
Madenfußtrippeln von Sparfee
Moderig von Jost Renner
Morgengrauen von Udo Klotz
Nebelschwaden von Daniela Dreuth
Ouija-Brett von Hans von Wirth
Pseudopodium von Nina Horvath
Qualvoll von Thomas Giese
Resteessen von Jana Giese
Satanarchäolügenialkohöllisch von Melanie
Schaurig von Ursula Schinder-Zeuch
Schrumpfkopf von Carsten Steenbergen
Seufzerbrücke von @drsarkozy
Teufelstaucher von Iris Gasper
Unscheinbar von Ela
Vampirblut von Najda Löblein
Volksmusik von Udo Klotz
Werkatze von Alexander Seyfert
Zombie von @Krodderd