Interview für den Stern

Ich mag fleißige Menschen und ich gehöre auch zu denen, die schon mal gerne etwas übereifrig werden.

Allerdings bin ich mir bewusst, dass ich Stephen King nicht um ein Interview bitten kann, das im STERN, in DIE Welt oder dem Spiegel erscheinen soll, wenn ich dies nicht mit den entsprechenden Redakteuren abgesprochen und mir das Okay geholt habe.

Auch wenn es lästig ist und es sein kann, dass ich mir ein Nein abhole, muss ich vorher nachfragen.

Natürlich kann ich auf gut Glück ein Interview führen und versuchen, es an die entsprechende Zeitung zu verkaufen. Der Schuss könnte aber nach hinten losgehen, wenn ich mich nicht ausreichend informiert habe und diese Zeitung erst kürzlich ein Interview mit betreffender Person geführt oder bereits ein anderer Journalist eine Anfrage getätigt hat. Vielleicht besteht auch gar kein Interesse an einem Interview mit Autor XYZ oder einem von mir verfassten Artikel. Möglicherweise muss ich erst mal beweisen, was ich kann und ob meine Art zu Schreiben überhaupt zum Konzept des Magazins / der Zeitung passt.
Führe ich also das Interview und es erscheint gar nicht, ist das für den Autor, der sich Mühe gegeben und Zeit investiert hat, kein Kompliment und er wird sich auf zukünftige Zusammenarbeiten mit mir oder der Zeitung eher ungern einlassen.

Außerdem wird sich der besagte Autor fragen, ob die Redaktion ein Kommunikationsproblem hat. Zudem falle ich gleich zweimal unangenehm auf, denn der Autor wird mit Sicherheit bei der Zeitung nachhaken, ob ein wiederholtes Interview den Tatsachen entspricht oder warum das Interview eigentlich nie erschienen ist. Die daraufhin alarmierte Redaktion wird sich meinen Namen merken und das nicht unbedingt im positiven Sinne.

Ich spreche meine Interviews mit dem Chefredakteur grundsätzlich ab, bevor ich Autoren um ein Interview bitte. Nur so kann ich Überschneidungen verhindern und erspare mir und anderen unnötige Arbeit. Außerdem sage ich sowohl Verlag, als auch Autor ein Belegexemplar zu. Wie kann ich ein Beleg versprechen, wenn ich nicht einmal weiß, ob es jemals eins geben wird?

Also, lieber einmal zu viel fragen, als hinterher eine Schublade voll unveröffentlichter Interviews. Denn diese stammen nicht allein aus meiner Feder und die zu interviewenden Persönlichkeiten haben ein Recht auf Ehrlichkeit und darauf, dass ihre Antworten entsprechend veröffentlicht und somit ihre Mühe honoriert werden.

Mach es wie die Gebrüder Grimm: Erzähl es weiter.