Männerbeine

Die Sonne scheint, der Frühling ist da (die dicke Hummel macht es sich im Garten gemütlich und begrüßt mich laut brummend, sobald ich das Haus verlasse) und schon begegnen uns furchtlose Männer mit kurzen Beinkleidern. Der erste erwähnenswerte Herr, der mir heute entgegen kam, trug so peinlich knappe Shorts und hatte solch glatt rasierte Beine und bronzefarbene Haut, dass ich vor Überraschung und Neid vergaß auf die Schuhe zu gucken – mache ich sonst immer, rein interessehalber. Nein, ich habe nicht hinterher geschaut, sondern mich den Rest des Weges gefragt, wie ein Mann so unverschämt glatte Haut haben kann. Der zweite, etwas ältere Herr sparte sich Rasur und Socken, dafür steckten seine Füße in Badelatschen. Nicht schick, belüftet aber zumindest die Zehen. Und der dritte Typ – so Anfang Zwanzig – führte die obligatorischen Turnschuhe mit weißen Sportsocken aus. Interessant, sein Tattoo auf der linken Wade, leider konnte ich das Motiv nicht richtig erkennen. Es gab noch ein paar knapp bekleidete männliche Wesen aus der Ferne, die ich hier aber nicht weiter beschreiben möchte. Wir wollen es ja nun nicht übertreiben!
Warum mir noch nicht eine einzige Frau mit Rock oder Shorts begegnete, weiß ich allerdings auch nicht. Vermutlich liegt es daran, dass wir Frauen unsere Beine erst mal ausgehfertig machen müssen: Epilieren, rasieren, cremen… das dauert.
Und schon ziehen die ersten Wolken auf, es beginnt zu regnen und die teilweise schmerzhafte, zeitaufwändige Tortur war umsonst.
Noch scheint sie aber, die Sonne … ich sollte vielleicht auch so langsam den Epilierer ansetzen. Autsch!

Mach es wie die Gebrüder Grimm: Erzähl es weiter.