Zehn-Minuten-Hölle

Ich habe es die letzten Tage verdrängt, doch heute Morgen war es soweit: MRT. Einmal in die Röhre. Nun, ich habe dummerweise Platzangst und so ahnte ich schon, dass das keinem Bummel über den Weihnachtsmarkt gleich käme.

Als ich auf der Trage lag, war ich nervös. Doch in dem Moment, als die Trage ruckelte und ich langsam in die Röhre hinein gefahren wurde – mein Kopf rundherum von ockerfarbenem Metall umgeben war, bekam ich Panik. Richtige Panik. Ich wollte raus. Sofort. Ich wollte den Knopf drücken. Ich musste raus. Das würde ich nicht durchstehen. Mein Herz schlug fast schmerzhaft. Die Trage ging weiter, bis mein Oberkörper in der Röhre steckte. Ich presste die Augen fest zusammen. Nur nicht aufsehen. Nur nicht aufsehen! Ich ermahnte mich, dass ich da jetzt durch müsste. Ich versuchte an Meer zu denken, an meine aktuelle Geschichte, bei der ich vor einem Problem stehe, an eine Tasse Kaffee, an (das verrate ich nicht) – ich versuchte mich abzulenken. Ich spürte Tränen aus meinen Augenwinkeln rinnen, doch wegwischen durfte ich sie nicht. »Haben Tränen Eisenpartikel?«, dachte ich. So ein Blödsinn. Die Geräusche, die trotz Kopfhörer und Ohrstöpsel in meinem Kopf hämmerten, konnte ich aushalten. Ich verdrängte die Gedanken, die in Richtung Computerausfall wanderten. Was wäre wenn … Ich machte mir bereits einen Plan, wie ich aus der Röhre käme, wenn die Technik versagte, das Krankenhaus zusammenbrach, die Krankenschwester umkippte – Beine anziehen, dann das Kissen, mit dem meine Beine höher gelagert wurden mit den Füßen wegtreten, anschließend rauswinden. Das könnte ich schaffen. Aber soweit kam es nicht. Nach zehn Minuten war es vorbei. Zehn Minuten in denen ich durch die Hölle ging.

Ich war fertig. Musste mir erst mal ein Tässchen weinen, als ich im Auto saß – Anspannung, die abfiel. Ja, ich lebe noch. Diagnose? Nein, die habe ich noch nicht erhalten.

MRT? Bitte nie wieder!

Mach es wie die Gebrüder Grimm: Erzähl es weiter.