Gelesen: »Urangst« von Dean Koontz

Erster Satz: »Amy Redwing saß am Steuer ihres Ford Expedition Geländewagens und fuhr so, als sei sie unsterblich und hätte daher bei keiner Geschwindigkeit etwas zu befürchten.«

Amy opfert ihr Leben den Hunden und zwar einer bestimmten Rasse, dem Golden Retrievern. Sie rettet die vernachlässigten oder misshandelten Kreaturen aus den Fängen skrupelloser Züchter oder bösartiger Besitzer und manchmal zahlt sie ihr gesamte Erspartes, nur um einem Hund ein neues Zuhause zu bieten. Ihr Freund Brian, unterstützt sie dabei. Beide haben eine Vergangenheit, die in die Gegenwart transportiert wird und sie gemeinsam in tödliche Gefahr bringt. Doch neben Amy, Brian und dem frisch geretteten Neuzugang Nickie, tauchen noch andere – eher zwielichtige Personen auf, die zunächst keinen Zusammenhang zu eigentlichen Handlung zu geben scheinen. Erst nach und nach verknüpft Dean Koontz gekonnt die Erzählstränge, die am Ende keine Fragen offen lassen.

Dean Koontz ist ein großer Hundeliebhaber. Seine vor einiger Zeit verstorbene Hündin Trixie war ebenfalls ein Golden Retriever und vielleicht ist es diesem schweren Verlust zuzuführen, dass er diesmal nicht nur ein Hund eine Nebenrolle spielt, sondern sich die Geschichte zunächst nur um Golden Retriever dreht. Da wird von ihrem goldenen Fell geschrieben, der Blick, das Gesicht, die Fellpflege und das Futter, ja sogar die unvermeintlichen Hundehäufchen auf der Wiese bleiben nicht aus. Manch einer möchte das Buch zur Seite legen, weil er glaubt, er hat einen Hunderatgeber gekauft.

Dean Koontz verliert sich zu Beginn in den Beschreibung und in seiner Liebe zum Hund – das ist unbestritten, doch als er davon loslässt, entwickelt sich der 431 Seiten lange Roman zu einem spannenden und teils spirituellen Thriller.

Fazit: Wer zu Hunden keinen Draht hat, sollte »Urangst« liegen lassen. Wer Hunde mag, muss sich klar machen, dass der Autor seinen Golden Retriever vergöttert hat, dann ist es ein teilweise sehr spannender Thriller mit – auf der Gegenseite – extrem bösartigen Charakteren.

Persönliche Bemerkung: An einer Stelle im Buch winselt der Golden Retriever Nickie zu Warnung. Mit einer Zeitverzögerung von vielleicht einer Sekunden winselte auch mein Golden Retriever, allerdings im Schlaf. Ein Moment, in dem ich aufsah und mich kurz versicherte, dass alles in Ordnung war.

Besonderes Zitat: » … und es wandeln Helden unter uns, die nie erkannt werden …«

Dean Koontz
Urangst
Originaltitel: The Darkest Evening of the Year
Übersetzer: Ursula Gnade
Heyne-Verlag, Dezember 2009
Taschenbuch
ISBN 978-3-453-40594-3
431 Seiten
8,95 €

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