Gelesen: »Vegetarisch mit Leidenschaft – Aus eigenem Garten« von Andi Schweiger

©  Cover: Vegetarisch mit Leidenschaft von Andi Schweiger

© Cover: Vegetarisch mit Leidenschaft von Andi Schweiger / Zabert Sandmann Verlag

Andi Schweiger ist vor allem bekannt als einer der Kochprofis aus der gleichnamigen Sendung auf RTL 2, in der er seit 2009 in einem professionellen Kochteam Restaurants aus dem Zahlentief hilft. Geboren 1976 in Karlsruhe, soll er schon als Teenager den Wunsch gehegt haben, Koch zu werden. Dieses Ziel zu erreichen hat er mit einer Ausbildung in einem Schwarzwälder Sternerestaurant begonnen. Sein Know-how ergänzte er in zahlreichen hochkarätigen Häusern. 2006 eröffnete er mit seiner Frau Franziska ein eigenes Restaurant und erfüllte sich mit »Schweiger²« einen Traum, der 2009 mit einem Michelin Stern ausgezeichnet wurde. Neben seinem Restaurant und der Arbeit als TV-Koch, führt er seit 2013 eine Kochschule in München.

Sein erstes Kochbuch »Vegetarisch mit Leidenschaft – Aus eigenem Garten« erhielt 2014 die Silbermedaille  in der Kategorie Kochen und Lebensmittel der Gastronomischen Akademie Deutschlands e.V.

Das Buch – Ausstattung & Inhalt

256 Seiten, viele Rezepte, nicht ganz so viele Fotos, aber in jedem Fall eine sehr edle und feine Aufmachung, so präsentiert sich Andi Schweigers erstes Buch – ein Wunschtraum, den er sich erfüllte, wie er in seinem Vorwort erzählt. Die Rezepte sind jahreszeitlich einsortiert. Vor den vier Hauptkategorien stellt Andi Schweiger je eine zweiseitige Warenkunde ausgewählter regionaler Gemüsesorten vor. Dabei erzählt er die Geschichte des Gemüses, erklärt die optimale Aufbewahrung, gibt praktische Tipps für den Koch mit wenig Zeit und offenbart dem Leser seine persönliche Vorliebe, wie er das Gemüse am liebsten mag. Sehr interessant.

Die Rezepte sind vielfältig, von gehobener Sterne-Klasse, und eignen sich weniger für den Alltag. Eine Grünhkohl-Mango-Dinkelquiche mit Gewürzsabayon klingt großartig, erwarte ich auch in einem guten Restaurant und würde ich mich sicherlich bestellen, aber unter der Woche zwischen Familie und Job? Das wird knapp. Doch für besondere Festtage, Wochenende oder ein perfektes Dinner darf es auch schon mal mehr sein.

Der Teig passt komplett rein, die Mini-Gugelhupfs steigen schön nach oben. Alles passt auch mit der 18-er Mini-Gugelhupfform (Silikon). Wer weniger kleckert als ich, sollte besser eine 24er Form nehmen... ;-) Vielleicht war die Anweisung im Rezept aber auch anders gemeint. Wer es weiß, bitte melden.

Der Teig passt in die 18-er Mini-Gugelhupfform (Silikon). Wer weniger kleckert als ich, nimmt eine 24er Form … ;-) Vielleicht war die Anweisung im Rezept aber auch anders gemeint. Wer es weiß, bitte melden.

Zwei, drei Kritikpünktchen

Trotz der tollen Aufmachung, empfinde ich die Überschriften als zu schnörkelig. Das ist aber ein Mini-Kritikpünktchen.
Erst nach längerem Studieren habe ich das Inhaltsverzeichnis verstanden. Die fett geschriebenen Worte wie Äpfel, Buchteln, Granatapfel etc. dienen als Überschriften für die darunter – leicht eingerückt – stehenden Rezepte, in denen die jeweilige Zutat vorkommt. Bis dahin finde ich es prima. Doch es gibt auch Zutaten, wie z.B. Grünkohl, der nur einmal verwendet wird. Diese Rezepte stehen dann nicht mehr eingerückt, sind aber auch nicht fett. Das ist zu Beginn verwirrend.

Bei dem Rezept: Schwarzbrot Schoko-Kuchen mit Zitronenjoghurt (S. 240) heißt es: „…, dann in vier Vertiefungen eines Mini-Gugelhupf-Backblechs (für 24 Stück, aus Silikon, Vertiefungen etwa 4 x 2 cm) verteilen.“ In vier Vertiefungen dieses Backblechs? Da stimmt was nicht. Die Teigmenge passt in eine Gugelhupfform mit 18 Vertiefungen, vermutlich somit auch mit 24 – dann werden sie nicht so hoch. Vielleicht habe ich das aber auch falsch verstanden?

Letzter Kritikpunkt ist der Untertitel des Buches „aus eigenem Garten“. Andi Schweiger erzählt, dass seine Schwiegereltern einen eigenen Gemüsegarten bewirtschaften. Find ich großartig! Doch nicht alle Zutaten, die im Buch verwendet werden, dürften in diesem oder einem anderen Garten in Deutschland wachsen. Z.B. Mango, Topinambur oder Granatapfel sind keine regionalen Zutaten.

Vielleicht bin ich ein bisschen kleinlich im Laufe der stetig wachsenden Kochbuch-Sammlung geworden. Aber jetzt ist es auch gut mit der Meckerei. Nun wird gekocht und gebacken:

Schwarzbrot Schoko-Kuchen mit Zitronenjoghurt

Schwarzbrot Schoko-Kuchen mit Zitronenjoghurt

Was habe ich ausprobiert?

Schwarzbrot Schoko-Kuchen mit Zitronenjoghurt (S. 240). Ein feiner Nachtisch vor allem hier im Bergischen – denn Pumpernickel und Schwarzbrot gehören bei uns auch zur Bergischen Kaffeetafel dazu. Und der Schoko-Mini-Gugelhupf ist eine tolle Ergänzung. Der Teig, bestehend aus Schokolade, Butter, Schwarzbrotbröseln, Eigelb und sonst nichts, ist sehr schnell zubereitet. Naturjoghurt mit Zitrone und Puderzucker verfeinern. Schon fertig. Mengentechnisch ist dieser  Nachtisch allerdings für den „hohlen Zahn“. Aber es wäre ja möglich mehrere Küchlein auf den Dessertteller zu legen- es sind ja 18 (mit der richtigen Form sogar 24)  Stück. Dazu – so empfiehlt Andi Schweiger – passt Obst.

Rotkohl mit Buchtel und salzigen Schokostreusel - klasse.

Rotkohl mit Buchtel und salzigen Schokostreuseln – klasse.

Buchteln mit Blaukraut und salzigen Schokoladenstreuseln (S. 234). Das Rezept habe ich gewählt, weil ich Blaukraut  – oder besser Rotkohl, wie wir hier sagen – schon fertig hatte. Ein Kopf Rotkohl ist sehr viel, darum koche ich Rotkohl vor und friere die Hälfte ein. Buchteln habe ich noch nie gebacken. Außerdem fand ich eine Art „Brötchen“ eine interessante Kombi zum Kohl. Das Rezept sieht sehr umfangreich aus, ist es aber eigentlich nicht, wenn eins nach dem anderen abgearbeitet wird und vor allem nicht, weil der Rotkohl auf jeden Fall mindestens einen Tag vorher gemacht werden sollte. Der schmeckt erst, wenn er richtig schön durchgezogen ist.
Auf die Buchteln gehören salzige Schoko-Streusel. Uff, klingt durchaus extravagant. Und erst wollte ich die Streusel weglassen. Das hätten wir bereut, denn zum säuerlichen Rotkohl passten die Streusel super.

Fazit: Sterneküche für Zuhause. Interessante Kombinationen, tolle Kreationen und Tipps. Dazu die persönliche und selbst erzählte Lebensgeschichte (in Kurzform) von Andi Schweiger. Cooler Typ, sympathischer Mensch, klasse Koch. Alle, die mal etwas Besonderes der gehobenen Veggie-Küche suchen, werden in »Vegetarisch mit Leidenschaft – Aus eigenem Garten« von Andi Schweiger fündig.

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Andi Schweiger
»Vegetarisch mit Leidenschaft – Aus eigenem Garten«
Hardcover
256 Seiten
Zabert Sandmann Verlag, März 2014
ISBN 978398834308
24,95 €

Auch als Kindle-Edition für 16,99 €.

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© Cover: Zabert Sandmann Verlag

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