Empfehlung: »Vorsehung« von Timo Kümmel / Atlantis Verlag

© »Vorsehung« von Timo Kümmel / Atlantis Verlag

© »Vorsehung« von Timo Kümmel / Atlantis Verlag

Selten stelle ich Bücher von deutschen Kollegen vor, die ich auch persönlich kenne. In der Vergangenheit hat das oft Ärger gebracht, denn fällt eine Rezension nicht ideal aus, gibt es Diskussionen und der Neidvorwurf ist nicht weit. Das lohnt für beide Seiten nicht.
Doch heute mache ich eine Ausnahme. Ich warne aber vor, denn Timo Kümmel beschreibt seine »Vorsehung« als ein sehr persönliches Werk, und ich garantiere, dass dieser Eintrag auch alles andere als unpersönlich wird.

Über den Autor

Timo Kümmel hat am fünften Tag des sechsten Monats Geburtstag, das ist ein Tag nach meiner Mutter, darum kann ich mir das Datum merken. Ansonsten habe ich es mit Daten nicht so. Ich kann nicht sagen, seit wann ich Timo genau kenne. Ich meine, wir hätten uns damals im Horror-Forum kennengelernt. Und das ist weit mehr als ein Jahrzehnt her. In jedem Fall habe ich schon einige Adressen von ihm gespeichert und musste zuletzt noch fragen, welche denn stimmt. Jetzt weiß ich es aber langsam. Es ist die in Berlin. ;-)
Auf jeden Fall kennen wir uns schon ziemlich lange, und es gab Jahre, da hatten wir beide viel mehr Zeit, uns per E-Mail auszutauschen. Er kennt persönliche Seiten von mir, die ich nur wenigen Menschen anvertraut habe.
In seinem ersten Bildband bezeichnet er sich als Narr. Er ist keiner, ich weiß das.
In meinem Leben habe ich schon sehr viele Menschen kennengelernt – virtuell und real – nur wenige sind wirklich hängen geblieben. Timo ist einer davon, er hält mich aus. Wir sind uns in manchen Dingen sehr ähnlich. Ist das nun gut oder schlecht? Das hängt vermutlich von der Sichtweise und der Tagesform ab.

Nun. Was ich sagen möchte: Timo Kümmel ist ein guter Mensch und ein toller Künstler.

Diese Kombination gibt es nicht immer. Schon allein deshalb empfehle ich sein Debüt: »Vorsehung«.

Ins Buch geschaut

Hintere Klappe bei NIEMAND Mehr - Großartig! Cover & Gestaltung: Timo Kümmel

Hintere Klappe bei NIEMAND Mehr – Großartig! Cover & Gestaltung: Timo Kümmel

»Vorsehung« ist wie ein farbiges Magazin aufgemacht. 60 Seiten plus Umschlag, der es wert ist, genauer betrachtet zu werden. In diesem Fall lohnt es sich, den Bildband einmal in der Mitte aufzuschlagen, denn dort findet sich das ganzseitige Cover der »Vorsehung« ohne Schriftzug. Großartig!

Auf der ersten Seite stellt sich Timo kurz vor: Schule, Werdegang, erste Auszeichnungen. Schon sein nachfolgendes Vorwort zeigt, dass Timo sehr redegewandt ist und auch mit Worten umzugehen weiß. Hier erzählt er, wie sehr ihm die Phantastik am Herzen liegt, welchen Weg er eingeschlagen hat, und welche Schwierigkeiten ein freischaffender Künstler bewältigen muss, um der Liebe zur Kunst folgen zu können.

Dann wird es bunt.
53 (wenn ich richtig gezählt habe) farbige Grafiken plus Buch-Illustrationen aus verschiedenen Büchern unterschiedlichster Autoren zeigt uns Timo Kümmel. Dazu, wie oben erwähnt, der Umschlag in der Mitte, der sich über zwei Seiten erstreckt. 

In dem Kapitel »Die Sicht nach innen, wo noch lange nicht alles, aber vieles beginnt…« stellt Timo einige Illustrationen vor, darunter auch die Illus aus »Niemand« und »Niemand-Mehr«. 
Außerdem erzählt er von den ersten Innen-Illustrationen und seinem Wandel als Künstler. Hier spricht er auch ein allgemeines Thema an: Denn viele Illustratoren, Zeichner und Maler lassen Kreide, Öl und Tusche liegen und wenden sich dem elektronischen Zeichenbrett zu. Auch Timo hat diese Prozesse durchwandert. Wie er sich dabei fühlt, erzählt er in »Vorsehung«.

Der Trauerkloß aus "Niemand". Illu: Timo Kümmel

Der Trauerkloß aus „Niemand“. Illu: Timo Kümmel

Auf den letzten Seiten wird es dann noch einmal richtig persönlich, und ich gebe zu, dass ich auch jetzt wieder mit den Tränen kämpfen muss.
In »Die Rückschau der Stolpersteine« beweist Timo Mut zur Offenheit, dafür mein Respekt.
Meine Rührung wird auch nicht besser, als ich dort meinen Namen neben dem von Christian Endres entdecke. – An dieser Stelle möchte ich das sehr gute Lektorat loben, das von Christian Endres stammt. –
Ich verneige mich (nicht nur deshalb, aber im Besonderen) vor Timo Kümmel, für die  abschließenden Worte unter »Danke«, die er an seinen Papa richtet. Er weiß warum.

Persönliches Fazit

Ich danke dir, mein Lieber, für den Einblick in diesen Teil deiner Welt, deine – in der Tat – persönlichsten, öffentlichen Worte, die mich von der ersten bis zur letzten Seite mit Freude und Stolz erfüllten. Stolz dich kennen zu dürfen, Stolz über deinen Werdegang, deine Arbeit, deinen Kampf all das erreicht zu haben.
Und mir ist klar geworden, ich muss viel mehr, viel schneller schreiben, damit wir Zwei wieder zusammenarbeiten können.
Ich arbeite daran.

Mach weiter so! Und vor allem: Bleib so wie du bist! Das macht dich aus!

Und ja, ich hätte gerne mehr Kontakt mit dir (siehe Seite 56), aber weißt du: Freunde sind diejenigen, die noch da sind, wenn wieder mehr Zeit ist. Ich bin also hier, wenn du mich brauchst. (P.S. Und bitte brauch mich ab und an. ;-) )

Allgmeines Fazit

Timo Kümmel präsentiert einen Einblick in seine Arbeit und sein Leben – persönlich, ehrlich, offen und kreativ. In seinen Erläuterungen wird zudem klar: Kunst jeglicher Art ist, wie schon vor Jahrhunderten, immer noch ein schwer verdientes Brot. Zeilen, die zum Nachdenken anregen.
Klare Kaufempfehlung für Alle, die phantastische Literatur und die Kunst im Bild mögen. Auch Verlage finden hier einen neuen Künstler für zukünftige Cover. Ein Blick lohnt sich in jedem Fall.
Einzige Kritik: Der Preis von 11,90 € ist zu niedrig.

 

Timo Kümmel
»Vorsehung«
Atlantis Verlag, Januar 2018
Broschiert, 60 Seiten
ISBN 978-3864025624
11,90 €

 

 

Webtipps

 

© »Vorsehung« von Timo Kümmel / Atlantis Verlag

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