Aus dem selben Verlag wie das »Kochbuch Bergisches Land«, stammt »Das Winzer Kochbuch«. Größe, Preis und Aufmachung sind identisch: 128 Seiten in einem kleinen Hardcover von 16,5 x 19,8 cm verpackt, keine Fotos, stattdessen schwarz-weiß Abbildungen auf Öko-Papier und Bilder aus dem Archiv, mehr als 50 Rezepte und das für 4,95 €.
Inhalt
Dreieinhalb Seiten lang ist das Inhaltsverzeichnis zu Beginn des Buches. Sortiert nach den dreizehn deutschen Weinbaugebieten, dazu Österreich und Schweiz plus jeweils vier Rezeptvorschläge aus der Region.
Das Vorwort klingt allgemein und ein bisschen fad.
In der Einführung wird kurz auf die Weinbaugebiete eingegangen, die Arbeit des Winzers erläutert und der richtige Umgang mit dem Wein erklärt.
Allerdings stimme ich nicht in allen Punkten zu, denn die alte Wein & Essen-Regel: – Rotwein zu dunklem Fleisch, Weißwein zu hellem Fleisch – gilt schon lange nicht mehr. Was sollen dann Vegetarier trinken? Wer Wein zum Essen trinken möchte, muss das Gesamtwerk auf dem Teller betrachten und vor allem auf Sauce und Gewürze achten.
Aber dieser Einwand fällt unter Klugscheißerwissen, machen wir also weiter mit dem Buchinhalt.
Jedes Weinbaugebiet wird kurz vorgestellt, dann folgen die Rezepte mit einer allgemeinen Weinempfehlung, z.B. „Servieren Sie zu diesem Gericht einen herzhaften Spätburgunder.“
Zitate von verstorbenen Persönlichkeiten zum Thema Wein schließen die Vorstellung der jeweiligen Weinbaugebiete ab.
Die 50 Rezepte bieten eine ausgewogene Mischung von herzhaft bis süß, kleine und umfangreiche Gerichte, mit Fisch, Fleisch oder vegetarisch. Alle Rezepte kommen mit wenigen Zutaten aus und scheinen von den Mengenangaben durchaus passend zu sein.
Wein wird bei den Rezepten manchmal mitgekocht, aber immer dazu getrunken.
Schade ist, dass auch in diesem Buch aus dem Regionalia Verlag nicht klar wird, von wem die Texte und Rezepte stammen.
Was habe ich daraus gekocht / gebacken?
Heute Abend gab es bei uns die Käse-Wein-Suppe (S. 81) und Spundekäs vom Mittelrhein (S. 25).
Leider wird bei den Rezepten nie angegeben, welcher Wein für das Gericht verwendet werden soll.
Der Spundekäs
Der Spundekäs wurde bei mir mit Riesling (Winzer Stefan Winter) angerührt, anstatt der Zwiebel habe ich eine Schalotte klein geschnitten und den Kümmel im Mörser zerdrückt – dann gibt er noch mehr Aroma ab. Die Zutatenmenge habe ich reduziert, ausreichend für einen „Gruß aus der Küche“:
- 300 g Frischkäse, natur mit
- 90 ml Weißwein (ich habe Riesling verwendet) gut verrühren
- 1 Schalotte schön klein würfeln und mit
- Salz, Pfeffer, Paprika und zerstoßenem Kümmel abschmecken.
Die Wein-Käse-Suppe
braucht ein paar Zutaten mehr:
Schalotten, Lauch, Möhren, Kartoffeln, Sellerie, Gemüsebrühe, Weißwein, Sahne, Käse und natürlich Salz, Pfeffer – außerdem habe ich, entgegen dem Rezept, mit Muskat abgeschmeckt.
Als Weißwein habe ich GÉRARD BERTRAND Muscat sec 2016 (Frankreich) genommen.
Jetzt wird es süß
Die süßen Rezepte finde ich alle ansprechend, zumal ich Apfelweinkuchen (S. 30) oder Pflaumen-Rotwein-Kompott (S. 22) schon häufiger gemacht habe.
Auch einen Schokoladen-Rotweinkuchen backe ich gern, trotzdem habe ich das Rezept (S. 100) ausprobiert, allerdings mit ein paar kleinen Änderungen. Denn ein Schokoladenkuchen mit Rotwein kann manchmal ziemlich schwer im Magen liegen, für Frucht und Frische habe ich Birnenstückchen (vorher in Riesling eingelegt) in den Teig gemischt und den Kuchen mit gerösteten Walnüssen und weißer Schokolade verziert.
Und so habe ich den Schoko-Rotwein-Birnenkuchen gebacken, inspiriert durch das o.g. Rezept:
ca. 3 Birnen schälen, entkernen, in Würfel schneiden und in Weißwein einlegen, damit sie nicht braun werden. Zitrone geht zwar auch, dann werden die Birnen aber säuerlicher und verlieren an Geschmack.
- 250 g Butter schaumig rühren
- 170 g Zucker und
- 40 g Vanillezucker (selbstgemacht, sonst 210 g normalen Zucker. Vanillezucker aus der Tüte ist nicht nötig!) mit der Butter vermischen.
- 4 Eier trennen, das Eiweiß mit einer Prise Salz steif schlagen, das Eigelb zum Butter-Zuckergemisch geben.
- 125 ml Rotwein nach Wahl, es sollte allerdings kein Wein mit einem hohen Restzucker sein
- 250 g Mehl mit
- 1 Pck. Backpulver,
- 1 TL Zimt
- 2 EL Backkakao mischen und zum Teig geben.
- Anschließend das Eiweiß mit einem Kochlöffel oder Gummischaber unterheben.
- ca. 100 g Schokolade hacken, es dürfen auch gerne etwas größere Stückchen dabei sein, und ab in den Teig damit.
- Zum Schluss: Den Weinsaft der Birnen abschütten, am besten in einer Schüssel auffangen und z.B. für Konfitüre oder einen Weinpudding verwenden. Dann die Birnenstückchen in den Kuchen geben.
Eine Springform ausfetten, anschließend auf den Boden Backpapier legen und mit dem Ring festspannen.
Butter auch unter dem Papier, damit das Backpapier besser klebt und keine Falten wirft.
Den Teig einfüllen und glatt streichen.
Ofen auf 180 Grad, Ober- und Unterhitze vorheizen. Den Kuchen auf der mittleren oder vorletzten (je nach Backblech) Stufe ca. 50 Minuten backen.
Nach dem Backen
Der Kuchen muss nicht auskühlen, denn er schmeckt warm superlecker, die Schokoladenstücke sind noch geschmolzen und so stößt du beim Essen immer wieder auf einen weichen Schokokern – ein großartiger Geschmack!
Ring der Backform abnehmen, eine Kuchenplatte auf den Kuchen legen und Platte plus Kuchen und Backformboden umdrehen. Nun vorsichtig die Backform, dann das Papier lösen. Jetzt hast du eine schöne glatte Fläche, die du weiter verarbeiten kannst.
Nur mit Puderzucker bestreuen? Klar, das geht auch, und vor allem schnell.
Da beim (Schokoladen)kuchen für mich drei Komponenten zählen, Frucht, Crunch, Schokolade, habe ich den Kuchen mit Walnüssen verziert.
Diese ohne Fett in der Pfanne anrösten, über den Kuchen geben. Erst jetzt Schokolade schmelzen und nach Lust und Tageslaune die Nüsse und den Kuchen damit verzieren.
Jetzt Kaffee kochen. Dann genießen!
Zu Süßspeisen und Kuchen trinke ich lieber Kaffee oder Espresso, auch zum Dessert. Ich finde einen lieblichen Wein, einen Portwein oder auch eine Beerenauslese zu viel, wenn ich auf dem Teller oder im Schälchen schon eine gute Portion „süß“ habe.
Fazit
Die Texte in »Das Winzer Kochbuch« sind leicht verständlich und auch für Wein-Anfänger geeignet, die Rezepte sind vielfältig und einfach nachzukochen. Allerdings fehlen spezifische Angaben zu der Verwendung von Zutaten, z.B. Wein oder Käse.
Manko: Die passenden Rezeptfotos fehlen, denn viele der Gerichte sind nur regional bekannt. Abgesehen davon, wüsste ich sehr gerne, wer Autor und Rezeptekoch ist.
Dennoch: Für 4,95 € ein feines, kleines Koch- und Backbuch mit tollen Rezeptideen, die prima abgewandelt werden können. Wunderbar auch zum Verschenken.
»Das Winzer Kochbuch«
Regionalia Verlag, 2015
Hardcover
2. Auflage, 128 Seiten
ISBN 978-3-95540-118-4
€ 4,95
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Webtipps
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© Cover: »Das Winzer Kochbuch« / Regionalia Verlag
Buch aus meinem eigenen Bestand.