Gelesen: »Deftig vegetarisch« von Anne-Katrin Weber

Cover: Deftig vegetarisch Der Trend nennt sich vegan. Aber mit dem Trend gehen ist langweilig, vegetarisch steht mir besser und das auch schon seit ca. 14 Jahren. Auf Käse verzichten kann ich mir nur sehr schwer vorstellen. Und Käse gehört bei Anne-Katrin Weber in »Deftig vegetarisch« oft dazu.
Doch auch ohne Käse sind die Gerichte vielseitig und schmackhaft. Aber nicht nur das.

Anne-Katrin Weber lebt und arbeitet in Hamburg. Sie ist gelernte Köchin mit Erfahrungen in der Sterne-Gastronomie und studierte Ernährungswissenschaft. Eine gute Kombination für tolle Rezeptideen und Tipps, die auch  in einem Kochbuch nicht fehlen dürfen. Kochen an sich schien jedoch nie ihr einziges Bedürfnis zu sein, sie möchte kreieren, zeigen und vorstellen, das hat sie in der Food-Redaktion der Zeitschrift „Brigitte“ und in vielen ihrer Koch- und Backbücher bereits bewiesen.

Ergänzt wird das Kochbuch mit Fotos von Wolfgang Schardt, die so fein sind, dass beim Anblick das Wasser im Munde zusammen läuft und die eigenen Ideen zu brutzeln beginnen. Wolfgang Schardt, ebenfalls Hamburger, kennt sein Handwerk und setzt es kunstvoll ein. Er fotografiert für zahlreiche Magazine und Verlage.

Zum Buch

Die Aufmachung des Buches sticht aus den sonst so gern bunten und farbenfrohen oder nüchtern gehaltenen Koch- und Backbüchern raus. Es ist eher in dunklem Stil gehalten, aber keinesfalls düster. Fotos und Design unterstreichen das Thema und wirken edel. Die abgebildeten Gerichte sehen schmackhaft und authentisch aus, das macht es leicht, sich das Gericht vorzustellen. Überhaupt sind die Rezepte einfach nachzukochen und bestehen aus Zutaten, die fast jeder, der gerne und häufig kocht, zu Hause hat oder problemlos nachkaufen kann.
Vor jedem neuen Kapitel stellt Anne-Katrin Weber die Zubereitungsform vor. Schmoren, braten, panieren, karamellisieren, rösten, marinieren oder backen – hier erfährt der Hobbykoch Handgriffe und Empfehlungen zum „Besser-Kochen“. Tipps finden sich auch unter jedem Rezept in denen erklärt wird, wie durch die Änderung einer oder mehrerer Zutaten ein völlig neues Gericht enstehen kann.

Gebackene Camembertecken mit Tomaten-Ingwer-Konfitüre

Gebackene Camembertecken mit Tomaten-Ingwer-Konfitüre

Erster Kochtest

Das Buch beinhaltet so viele leckere Gerichte, die ich durchaus in meinen üblichen Kochplan einbauen kann, dass es mir schwer fiel eins auszuwählen. Ich stolperte über die Gebackenen Camembertecken mit Tomaten-Ingwer-Konfitüre (S. 104/105). Camembert hatte ich noch da – der musste weg. Und Zutaten für die Konfitüre waren auch kein Problem. Allerdings habe ich keine frischen Tomaten genommen, wie es im Rezept steht, sondern Tomaten aus der Dose verwendet (Tipp von Frank Rosin und Sarah Wiener). Frischen Ingwer, Vanillestange, Cayennepfeffer, Limette und Gelierzucker gehören ebenfalls in die Konfitüre  – alles Zutaten, die ich in der Regel im Haus habe. Der Camembert wird paniert mit Semmelbrösel und – laut Rezept Walnüsse. Die hatte ich aber kürzlich für das „Bananenbrot“ aufgebraucht und noch nicht nachgekauft. Darum habe ich Mandeln verwendet, klein gehackt und mit den Semmelbröseln vermischt.

Tomaten-Ingwer-Chutney (oder Konfitüre - egal - Hauptsache es schmeckt!)

Tomaten-Ingwer-Chutney (oder Konfitüre – egal – Hauptsache es schmeckt!)

Die Konfitüre ist sehr lecker, kann heiß und kalt gegessen werden und passt auch zu Brot, Pommes, Salaten oder Gemüse, aber natürlich auch – wer will – zu Fleisch und Fisch. Auch die Camembertecken werde ich jetzt öfters machen und die Panade mit unterschiedlichen Nüssen variieren.

Ich finde, das Cover des Buches macht Appetit. Darum habe ich diese Kaspressknödel (S. 18/19) auf den Tisch gebracht. Da die Begeisterung über kräftigen Käse in meiner Familie nicht so groß ist (abgesehen von mir), habe ich mittelalten Gouda in die Brötchen-Milch-Ei-Masse untergerührt. Das schmeckt auch, ist aber nicht so herzhaft.

Die Zubereitung ist simpel und geht wirklich schnell. Dazu passt ein knackiger Salat. Außerdem habe ich eine Zwiebelsauce gekocht und – das war eine Resteverwertung – ein Gemüsepesto dazu gereicht.

Rezept Zwiebelsauce

3 Zwiebeln in Ringe schneiden, ruhig grob. Zusammen mit einer zerquetschten Knoblauchzehe in der Pfanne mit Olivenöl anbraten, sie dürfen und soll braun werden.
1 Prise Zucker
1 Prise Salz
Mit ca 300 ml Gemüsebrühe, 1 Glas Weißwein ablöschen.
300 ml Milch und 100 ml Sahne dazugeben. Köcheln lassen.
Nach ca. einer halben Stunde die Sauce durch ein Sieb geben und mit etwas Mehl andicken, mit Pfeffer und evtl. Salz abschmecken und mit dem Pürierstab vor dem Servieren schaumig schlagen.

Kaspressknödel mit Gemüsepesto und Zwiebelsauce

Kaspressknödel mit Gemüsepesto und Zwiebelsauce

Rezept Gemüsepesto

Das ist ein Zufallsrezept, darum ist eine Mengenangabe sehr schwierig. Ich hatte von einer Gemüsepfanne noch Gemüse übrig. Diese noch mal Anbraten oder Aufkochen wäre vermutlich eher unappetitlich geworden. Also habe ich das Gemüse – gelbe Zucchini, Gurke, Paprika, Zwiebel – in den Mixer gegeben, püriert, dazu Olivenöl, Mandeln und Basilikum. Gut gemixt, mit Salz und Pfeffer abgeschmeckt. Das Pesto schmeckt frisch und gemüsig und passte gut zu den Knödeln.

Fazit: »Deftig vegetarisch« von Anne-Katrin Weber bietet vielseitige und relativ einfach umzusetzende vegetarische Gerichte, die sicherlich auch Fleischesser mögen. Die Tipps und Anregungen vor den Kapiteln und untern den Rezepten machen das Buch zu einem interessanten Nachschlagewerk. Dank der tollen Fotos  sollte das Buch nicht bei einem Hungergefühl angesehen werden, denn dann knurrt der Magen unentwegt. Tolles Buch!

 
Anne-Katrin Weber
»Deftig vegetarisch«
Fotos: Wolfgang Schardt
Hardcover mit Schutzumschlag
Joest Volk Verlag, März 2014
ISBN 9783954530175
220 Seiten
29,95 €

 

Webtipps: 

© Cover:  Becker Joest Volk Verlag

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