Rezension: »Kolja kocht« von Kolja Kleeberg

Cover: "Kolja kocht" von Kolja Kleeberg / Südwest Verlag

Cover: „Kolja kocht“ von Kolja Kleeberg / Südwest Verlag

Geboren im Mai 1964 in Köln, begann Kolja Kleebergs Kochkarriere 1986 im Restaurant „Le Marron“ in Bonn. Nach seiner Ausbildung kochte er sich durch die Küchen der Bonner und Kölner Crème de la Crème, machte einen kulinarischen Abstecher in die Schweiz und landete schließlich in Berlin. Dort arbeitet er seit 1996 als Chef de cuisine in seinem eigenen Restaurant „VAU“.

1998 ausgezeichnet mit 1 Michelin Stern und 17 Gault Millau wurde Kolja Kleeberg ein Jahr später zum „Berliner Meisterkoch“ gewählt.
Anschließend startete er seine Karriere als TV-Koch und kochte oder moderierte u.a. beim Sat1-Frühstücksfernsehen, bei Lanz kocht (ZDF), bei der Küchenschlacht (ZDF) und der Promi-Kocharena (VOX).
Er ist verheiratet und hat drei Kinder.

Kolja Kleeberg bezeichnet sich auf seiner (zurzeit under construction) Webseite als „Schauspieler, Sänger, Geschichtenerzähler, Entertainer oder einfach Koch und Gastgeber“.
In jedem Fall ist Kolja Kleeberg vielfältig kreativ und mit einer großen Portion Selbstbewusstsein ausgestattet.

2002 erschien sein erstes Buch »K3 – Kolja Kleeberg kocht. Die besten Rezepte aus dem Sat1-Frühstücksfernsehen« (vgs Verlag).
Im September 2012 folgte »VAU. Das Kochbuch« (Collection Rolf Heyne) zum Restaurant.
 

Zum Buch

208 Seiten, ca. 100 Fotos – nicht zu jedem Rezept eins – und ein rotes Lesebändchen präsentieren rund 70 Gerichte und 12 Tipps vom Sternekoch (wenn ich mich nicht verzählt habe.) Die Gerichte sind in Quick & Easy und Slow & Fine unterteilt, außerdem nach Vorspeise, Zwischen- und Hauptgericht und natürlich das Dessert.  Die simpel zubereiteten Grundrezepte zeigen Teige für Pizza, Pfannkuchen und Mürbeteig, Dressing, Mayonnaise, Blitz-Eis oder Geflügelfond. Diese Rezepte sind minimalistisch, dürfen – und sollten – nach eigenem Gusto verfeinert werden.

Die Rezepte passen alle auf die Karte eines guten Restaurants. In den Tipps erklärt Kolja Kleeberg wie das Steak kross bleibt, die Bratkartoffeln perfekt werden oder das Ei auf dem Punkt ist. Und die Tipps sind ausführlich und ansprechend beschrieben.
Vorne im Buch befindet sich ein Inhaltsverzeichnis, hinten ein Rezeptregister. Einen Unterschied gibt es dabei kaum. Leider fehlt ein Zutatenregister

Die Tipps für die perfekten Bratkartoffeln (aus frischen Kartoffeln) habe ich umgesetzt.

Die Tipps für die perfekten Bratkartoffeln (aus frischen Kartoffeln) habe ich umgesetzt.

Was habe ich daraus gekocht?

Schwierig. Viele der Gerichte sind fleischlastig. Ich koche, brate, backe Fleisch für meine Familie, aber ich habe kein Gericht entdeckt, dass ich unbedingt nachkochen möchte.

Interessiert stürzte ich mich auf das Rezept Königsberger Klopse (S. 128 /129), wurde aber gleich doppelt enttäuscht. „Königsberger Klopse vom Kalb mit Rote Bete, Orangenmarmelade und Dill“ – so werden die beiden Seiten betitelt.  Königsberger Klopse werden traditionell mit Kalbsfleisch zubereitet, ich hatte mir ein anderes Fleisch erhofft, denn Kalb bereite ich aus Prinzip nicht zu. Doch das Rezept konnte ich leider auch nicht abwandeln. Überschrift und Foto passten – die Zutatenliste gab mit Mango, Mozzarella, Olivenöl, Avocado und geröstetem Baguette eher eine Vorspeise vor. Da haben Verlag und Lektorat die Rezepte durcheinander gebracht. Auf der Verlagsseite wird das richtige Rezept als pdf. nachgereicht.

Bratkartoffeln nach Kolja Kleeberg - lecker und knusprig (und nicht so fettig, wie sie auf dem Foto aussehen.)

Bratkartoffeln nach Kolja Kleeberg – lecker und knusprig (und nicht so fettig, wie sie auf dem Foto aussehen.)

Den Kartoffel-Senfgurken-Salat (S.153) oder das Paprika-Kürbis-Gemüse (S. 158) nehme ich mir als Anregung mit. Das gibt es demnächst. Auch das Arabische Reiterfleisch (S. 64) kredenze ich demnächst den Fleischessern hier im Haus.

Die Desserts boten leider nicht viel Neues, da ich aber Kuchen brauchte, habe ich die Fruchttarte (S. 176) zubereitet. Beim Teig fehlte mir 1 Prise Salz und die fruchtige Füllung hätte mit Vanillemark und einem Spritzer Zitrone verfeinert werden dürfen. Ich habe mich aber exakt ans Rezept gehalten. Kochbuch-Testbacken.
Das Fruchtpüree aus 200 g pürierten Blaubeeren, 150 g Kristallzucker, 150 g flüssiger Butter und 4 Eigelb sah in kaltem Zustand großartig aus. Eine tolle Farbe. Doch der Zucker wurde von der Butter bei der Wärme im Ofen karamellisiert – klar – und so verfärbte sich das krasse blaulila Püree in nougatbraun.

Frucht-Tarte: Oben: Original, unten, die mit Fotoshop bearbeitete Fälschung (nur leicht verändert, das hätte noch mehr sein können, kümellos etc. )

Frucht-Tarte: Oben das Original, unten meine gephotoshopte Fälschung (leicht verändert )

Anders auf dem Foto im Buch, das – bei exakter Betrachtung – mit Photoshop bearbeitet sein könnte. Beim nächsten Mal würde ich den Zucker vorher in der flüssigen Butter auflösen, die Masse abkühlen lassen, die Eier verquirlen und zusammen mit den pürierten Beeren in die Zucker-Butter-Masse einrühren. Vielleicht bleibt dann die Farbe … Ausprobieren geht über studieren.

Fazit

Die Texte in der Einleitung und die Profitipps sind super, interessant und wissenswert. Kolja Kleeberg duzt den Leser – er erklärt auch am Anfang wieso – und das macht das Buch aus. Ein lockerer und sympathischer Typ, und der Grund sich das Buch zuzulegen. Die Rezepte konnten mich jedoch nicht packen.

 

Kolja Kleeberg
Kolja kocht
Raffiniert. Kreativ. Köstlich.
Mit Geheimtipps vom Sternekoch
Südwest Verlag, September 2015
Gebundenes Buch, Pappband, 208 Seiten
ca. 100 Farbfotos
ISBN 978-3-517-09411-3
€ 19,99

Das Kochbuch ist auch als » eBook erschienen.

 

Webtipps

Für die Zeitung LECKER.de hat er online seine Lieblingsmenüs zusammengestellt:

  • Lieblingsvorspeise: Geröstete Grießsuppe mit Pancetta und Radicchio
  • Lieblingshauptspeise: Berliner Blutwurst mit Linsen-Brotsalat
  • Lieblingsdessert: Senferdbeeren mit Moscato d’Asti Eis und Hexenpolenta

Letzte Aktualisierung: 25.07.2017

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