Rezension: »Mitternacht« von Christoph Marzi / Piper Verlag

[Werbung – kostenloses Rezensionsexemplar]

Vor sehr vielen Jahren – 2005/06 – durfte ich Christoph Marzi für das Magazin phantastisch! interviewen. Danach haben wir uns auf dem BuchmesseCon in Dreieich das erste und einzige Mal getroffen.
Das Interview habe ich damals mit einer Vorstellung des Schriftstellers eingeleitet. Diese Einleitung habe ich mir rübergezogen und überarbeitet.
Wer das Interview von damals komplett lesen will, der braucht nur auf den Link zu klicken.

Christoph Marzi wurde am 07. Mai 1970 in Mayen bei Koblenz geboren. Er wuchs mit seinen Eltern und seinem Bruder in Obermendig (Eifel) auf und studierte in Mainz. Als Lehrer unterrichtete er am wirtschaftswissenschaftlichen Gymnasium die Fächer Volks- und Betriebswirtschaftslehre. 
Christoph Marzi begann mit fünfzehn Jahren seine ersten Geschichten zu schreiben. Seine Vorbilder waren Charles Dickens, Stephen King, Peter Straub oder Dean Koontz, deren Stile er zunächst imitierte.
Nach diesen ersten Fingerübungen fand er zu seinem eigenen Schreibstil, den er in seinem ersten Roman ausprobierte: »Charing Cross« ist ein Vampirroman, der jedoch erst 2015 im Ulrich Burger Verlag erschien.
Darum gilt sein Roman »Lycidas«, 2004 bei RandomHouse publiziert, als Debüt. Mit »Lycidas« ergatterte er sich Platz 1 in der Kategorie Debüt national des Deutschen Phantastik Preises 2005.
Es folgten »Lilith«, »Lumen«, »Somnia« und »London«, deren Handlung in der Uralten Metropole spielen.
Darüberhinaus hat Christoph Marzi zahlreiche weitere Romane in den letzten Jahren veröffentlicht.

Heute lebt er mit seiner Familie im Saarland.

phantastisch! #21, Ausgabe Januar 2006
Das Foto zeigt Christoph Marzi im Oktober 2005 auf dem BuchmesseCon Dreieich nach der Auszeichnung für den Deutschen Phantastik Preis.
Das Foto zeigt Christoph Marzi im Oktober 2005 auf dem BuchmesseCon Dreieich nach der Auszeichnung für den Deutschen Phantastik Preis.

Alles hätte wunderbar sein können, wenn das Schicksal sich aus seinem Leben rausgehalten hätte.
Im letzten Jahr erlitt Christoph Marzi einen Schlaganfall, der die Arbeit an seinem aktuellen Roman stoppte. Erst nach vielen, schweren Monaten, gelang es ihm wieder daran zu arbeiten, nicht ohne auf Probleme zu stoßen. Über diese Hürden erzählt er in seinem Nachwort, aber auch über die Liebe und die Kraft, die ihm seine Frau und viele andere Menschen in dieser schweren Zeit gegeben haben.

© Cover: »Mitternacht« von Christoph Marzi / Piper Verlag

Über das Buch

314 Seiten – eine perfekte Länge – im Taschenbuch. Eine kleine, wiederkehrende Vignette leitet die Kapitel ein.

Nicholas James lebt auf einem Hausboot, das auf den Namen Dorian Gray getauft wurde. Er ist Schriftsteller und arbeitet an seinem zweiten Buch, zumindest will er das versuchen. Als er eines Morgens erwacht, steht ein fremder Mann in seinem Zimmer. Eine Tatsache, die nicht nur Nicholas, sondern auch diesen Mann selbst verstört.
Noch bevor Nicholas herausfinden kann, wer der Mann ist, verschwindet dieser wieder.

Allerdings taucht er kurz drauf wieder auf. Peter Chesterston zeigt Nicholas eine andere Welt. Ein London zwischen Traum und Wirklichkeit. Ein Ort, wo die Menschen nach ihrem Tod verweilen, sofern ihre Geschichte weitererzählt wird. Doch diese Welt der Untoten steckt voller Gefahren, vor allem für einen lebenden Menschen. Obwohl Chesterston ihn warnt, betrifft Nicholas diese Welt alleine. Die junge Frau Agatha rettet ihn aus einer gefährlichen Situation. Doch damit Enden die Probleme noch lange nicht. Gelingt es Nicholas zurück in die lebende Welt zu kommen und wird er Agatha jemals wiedersehen?

Sein Leben nimmt eine unerwartete Wendung. Oder war es gar der Tod?

Die Idee

Christoph Marzi hat sich in seinem neuen Roman eine der wichtigsten Fragen der Menschheit vorgenommen: „Was passiert mit uns nach dem Tod?“
Untote haben hier einen völlig neuen Stellenwert und die Wiedergeburt scheint ein neu definiertes Phänomen.
Doch damit nicht genug: Er hat eine Antwort auf eine Frage gefunden, die jeder Schriftsteller und jede Schriftstellerin in einem Interview gestellt bekommt: „Wie kommen Sie auf Ihre Ideen?“

»Mitternacht« flüstert von Verlust und Traurigkeit, von Mut und Liebe, von Kraft und Entstehung. All das finde ich großartig. Dennoch erscheinen mir die Ideen noch an einer Oberfläche zu kratzen, unter der es noch viel mehr zu entdecken und auszubauen gibt. Besonders zum Ende hin geht es mir zu schnell.

Fazit

»Mitternacht« ist eine tiefgründige Geschichte ohne viel Schnickschnack, dafür mit einer Botschaft, die auf der einen Seite traurig stimmt, auf der anderen aber auch Hoffnung gibt.
Mit dem Wissen, dass der Autor während des Schreibprozesses an »Mitternacht« schwer erkrankte, bekommt das Thema von Christoph Marzis aktuellem Werk eine völlig neue, nahezu dramatische und melancholische Bedeutung.
Leseempfehlung!

Persönliche Notiz

Noch nie ist es mir so schwer gefallen, ein Buch zu lesen und zu beurteilen. Während des Lesens musste ich immer an Christoph denken, an seine Gefühle, die Ängste und Nöte – seine, und die seiner Familie – als er, mitten im Entstehungsprozesses des Romans, einen Schlaganfall erlitt.

Lieber Christoph, ich sende dir und deiner Familie die besten Grüße und ein dickes Buch voller guter Wünsche! Denk dran: Niemals aufgeben! Ich möchte ein Wiedersehen bei der nächsten Preisverleihung, und eins mit Nicholas und Agatha.

Webtipps

Christoph Marzi
»Mitternacht«
Piper Verlag, 2019
Taschenbuch
ISBN 978-3492280907
15,00 €
Auch als E-Book erhältlich.

© Cover: »Mitternacht« von Christoph Marzi / Piper Verlag

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