Rezension: »The Bread Exchange« von Malin Elmlid / Prestel Verlag plus Buchgeschenk/-tausch

Cover: Bread Exchange von Malin Elmid / Prestel Verlag

Cover: Bread Exchange von Malin Elmid / Prestel Verlag

Als ich das Buch zur Rezension auswählte, war ich skeptisch und neugierig zugleich. Mein Bauchgefühl riet mir ab. Und wie immer hätte ich besser auf meinen Bauch hören sollen.

Ich las das Buch hier und da – abgesehen von den vier Seiten Danksagungen -, legte es zur Seite, nahm es wieder zu Hand, las erneut darin, blätterte, begann die Rezension, schloss das Dokument wieder. Legte das Buch zur Seite, nahm es wieder zur Hand. Eine Entscheidung musste gefällt werden – Rezension schreiben oder dem Verlag mitteilen, dass eine Besprechung aus persönlichen Gründen nicht möglich ist.

Ich las mir andere Rezensionen durch. Das mache ich normalerweise nicht, aber ich hatte das Bedürfnis festzustellen, ob ich mit meiner Meinung alleine war. Das war ich.
Rebell oder Mäuschen?

Zum Buch

Aufmachung und Inhalt

Malin Elmid ist Schwedin, arbeitete in der Modebranche, als sie diese wahnwitzige Idee zur Brot-Tausch-Reise überkam, und lebt heute in Berlin.

240 Seiten, in einem festgebundenen Hardcover, Großformat und Leinenrücken, dazu ein gelbes Lesebändchen, das Papier fühlt sich rau an, passt aber zum Gesamtbild. Im Inneren dürfen viele Fotos, Rezepte, Geschichten und Texte entdeckt werden.
Das Buch ist liebevoll aufgemacht.
Nur: Wo war das Lektorat? Im hinteren Klappendeckel fällt mir der erste Schreibfehler auf. Malin Elmid wird kurz vorgestellt, das Foto zeigt eine lächelnde hübsche Frau.
Zitat: Seitdem hat Malin weit über 1000 Brotlaibe gegen Dinge getauscht, die sich mochte oder …
Nach der Widmung folgt ein kleines Wort an den Leser – der nächste Fehler folgt leider auch.
Zitat: Hol etwas von dir Gemachtes, worauf du stolz bis.  – Das t fehlt.
Abgesehen davon wirkt diese Ansprache sehr religiös.
Zitat: Teile mit mir. Und ich werde mein Brot mit dir teilen. 

Das nachfolgende Inhaltsverzeichnis ist detailliert. Anschließend folgt das Vorwort. Wunderschöne Bilder von lachenden Menschen, knackig aussehenden Broten und bunten Orten nehmen einen Großteil des Buches ein. Dazwischen finden sich Texte von Malin Elmid oder Personen, die sie getroffen hat. Verschiedene landesübliche Rezepte und eine Anleitung zum Brot backen ergänzen den Inhalt. All das macht dieses Buch vielfältig.

Meine Meinung – kein Fazit 

Um an andere Dinge zu kommen, haben Menschen schon in der Steinzeit getauscht: Mammut gegen Höhle.
2006 – daran erinnere ich mich gut – hat in Kanada ein junger Mann Gegenstände, Karten etc getauscht, beginnend mit einer Büroklammer und erhielt am Ende ein kleines Haus. Kyle MacDonald hieß er, wie eine kurze Recherche ergab.

Die Idee ist somit nett, aber nicht neu.

Nun tauscht Malin Elmid nicht irgendetwas, sondern ein handgemachtes Brot – das ist besonders!

In ihrem Vorwort schreibt sie über ihre „Hungersnöte“ in der Modelindustrie, darüber, dass sie ihren Kaffee nun schwarz trinken muss (mache ich immer) und den Verzicht von Kohlenhydraten. Nur als sie auch noch auf Brot verzichten sollte … ja, was? Hat sie die Modelkarriere beendet? Oder sich diesem Wahn entgegengesetzt? Das wird nicht ersichtlich.
Weiter erzählt sie über ihre ersten Backversuche, das beste Brot backen zu wollen: »[…] Ich war wie wild auf der Suche nach dem perfekten Brot und mein Mülleimer quoll ständig über.[…]«
Zwar ergänzt sie am Ende des Absatzes (S. 11), dass es mit dieser Verschwendung nicht weitergehen konnte, aber alles was nicht so perfekt war, landete erst einmal im Müll.
Da schmerzt mein Herz in zweifacher Hinsicht: Nahrungsmittelverschwendung und Perfektionismus bei Lebensmitteln. Seufz.
Auf die Frage, warum sie ihr Brot nicht verkauft und damit ihr Geld verdient, antwortet sie, dass sie den Teig hegt und pflegt, nachts aufsteht, um ihn zu falten und den ganzen Tag für ein perfektes Brot opfert. Ihre Arbeit sei unbezahlbar.

Jeder Bäcker fühlt sich hierbei unterbezahlt, und jede Mutter, die nachts aufsteht, weil ihr Kind schreit, wird nur mit den Achseln zucken.

Am Ende ihres Vorworts weist sie noch einmal darauf hin, dass wir uns viel mehr Gedanken über die Qualität von Zutaten machen sollten. Da stimme ich ihr zu. Doch wie soll Qualität bezahlt werden, wenn sie unbezahlbar wird, weil Brotbäcker kein Job mehr ist, sondern nur noch ein Lebensstil?
Hier fehlt es mir ein bisschen an Bodenständigkeit. Überhaupt hätte ich mir gewünscht zu erfahren, wer all die Reisen bezahlt, wer sie begleitet und die professionellen Fotos geknipst hat. Mich interessiert auch, ob sie die Modelkarriere, der sie so viele Opfer bringen musste, an den Nagel gehängt hat.
Wie auch immer: Bei diesem Buch fühlt sich manches nicht echt, nicht ausgewogen, nicht richtig an – ein Bauchgefühl.

Vom Tauschen, Vom Schenken 

Ich selbst finde mich in diesem Buch nicht wieder. Aber ich schenke gerne, ich tausche auch noch lieber. Was meinst du? Möchtest du The Bread Exchange von mir erhalten? Geschenkt oder getauscht? Wenn du ein anderes Buch hast, das nicht in dein persönliches Konzept passte, dann passt es vielleicht mir. Und wenn du keins hast, dann schenke ich dir The Bread Exchange – einfach so. Dazu schreibe bitte ins Kommentarfeld. 

Fazit

Ein persönliches (Tage-)Buch mit Rezepten, für alle, die gerne reisen, Lust auf Neues haben und sich gerne mit vielen Menschen austauschen.

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Malin Elmlid
The Bread Exchange
Prestel Verlag, Februar 2016
Gebundenes Buch mit Lesebändchen
ISBN 978-3-7913-8211-1
€ 29,95

 

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